Kinderdorfmutter / Kinderdorfvater

Berufsbeschreibung

Kinderdörfer sind Einrichtungen, die Kindern, deren Eltern sich nicht (oder nicht mehr) um sie kümmern können, ein neues zu Hause bieten. In Kinderdörfern leben Kinder und Jugendliche mit Kinderdorfmüttern und -vätern wie in einer Familie in Wohnhäusern zusammen. Es werden auch Therapieangebote, Lernhilfen oder Freizeitangebote von den pädagogischen Mitarbeiter*innen organisiert. Dabei verrichten die Kinderdorfmütter und -väter alle anfallenden Hausarbeiten, helfen ihren Kindern bei den Hausaufgaben, spielen mit ihnen usw. Sie arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeiter*innen des Kinderdorfes, der Kinderdorfleitung sowie mit pädagogischen, medizinischen und therapeutischen Fachleuten zusammen.

Kinderdörfer bieten Kindern und Jugendlichen, die nicht in ihrer Herkunftsfamilie aufwachsen können bzw. deren Rückkehr in ihre Familie unwahrscheinlich bzw. unmöglich ist, ein neues Zuhause. Die Kinder und Jugendlichen wachsen in familienähnlichen Gemeinschaften auf, bis sie selbstständig für sich sorgen können. In Kinderdörfern leben meist fünf bis sieben junge Menschen verschiedenen Alters und Geschlechts wie Geschwister mit einer Kinderdorfmutter oder einem Kinderdorfvater in einem Haus. Kinder, die oft mit schmerzlichen Erfahrungen in ein Kinderdorf (z. B. SOS-Kinderdorf) kommen, finden dort ein stabiles Umfeld und Menschen, zu denen sie verlässliche und tragfähige Beziehungen innerhalb einer Familienstruktur aufbauen können.

Die tägliche Arbeit der Kinderdorfmütter und -väter unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum vom Alltag anderer Eltern. Sie leben mit den anvertrauten Kindern in einem Haus und gestalten die häusliche Umgebung nach eigenen Vorstellungen. Sie erziehen Kinder und Jugendliche zu Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit, durch aufmerksame, respekt- und liebevolle Unterstützung bringen sie den Kindern und Jugendlichen Urteilsvermögen, Respekt usw. bei. Sie übernehmen stellvertretend alle Aufgaben von leiblichen Eltern und werden zu verlässlichen Bezugsperson für die ihnen anvertrauten Kinder, wobei sie Fachleute mit pädagogischem Wissen sind. Es geht darum, Kindern, die belastende Erfahrungen mitbringen, ein Zuhause, Zuwendung und professionelle Unterstützung zu geben.

Kinderdorfmütter und -väter kümmern sich um die Ausbildung ihrer Kinder, um die Hausübungen, Freizeitbeschäftigungen, Ausflüge und Urlaube, sie pflegen sie, wenn sie krank sind und helfen bei Problemen - kurz gesagt, sie teilen "Freud und Leid" mit den Kindern in ihrer Kinderdorffamilie. Kinderdorfmütter und -väter erledigen auch alle Arbeiten, die im Rahmen der Haushaltsführung anfallen, wie z. B. Kochen, Waschen, Putzen, Aufräumen, Bügeln, Einkaufen.

Die wichtigsten Arbeitsmittel der Kinderdorfmütter und -väter sind sie selbst. Nur als gefestigte Person ist man den Aufgaben einer Kinderdorfmutter / eines Kinderdorfvaters gewachsen und kann den Kindern die Stabilität geben, die sie in ihrem Leben vor Eintritt ins Kinderdorf nicht gefunden haben.
Kinderdorfmütter und -väter arbeiten mit Gebrauchsgegenständen, die man für die Haushaltsführung benötigt, wie z. B. Bügeleisen, Staubsauger und Küchenutensilien. Sie verwenden natürlich auch Spielsachen, Bastelmaterialien und Bücher zum Vorlesen.

Kinderdorfmütter und -väter leben im Kinderdorf meist mit fünf bis sieben Kindern jeden Alters in einem Haus, in dem sie den gesamten Haushalt führen. Im Kinderdorf gibt es verschiedene soziale Einrichtungen wie z. B. Lernhilfen oder Freizeitangebote, die von pädagogischen Mitarbeiter*innen organisiert werden, Therapieangebote für die betreuten Kinder oder psychologische Beratung bzw.  Supervision für sich selbst.

Die Dorfgemeinschaft ist ein Netzwerk, in dem die Kinderdorfmütter und -väter Austausch und Unterstützung finden. Die direkten Vorgesetzten der Kinderdorfmütter/-väter sind die Dorfleiter*innen (siehe Dorfleiter*in (Kinderdorf)), mit denen ein regelmäßiger Austausch stattfindet. Weiters arbeiten sie mit pädagogischen, medizinischen und psychologischen Fachkräften zusammen (siehe z. B. Sozialpädagoge / Sozialpädagogin, Pädagoge / Pädagogin, Psychologe / Psychologin, Arzt / Ärztin).

  • Kinder und Jugendliche betreuen und begleiten, damit sie u. a. Selbstvertrauen, Eigenständigkeit, Urteilsvermögen und Respekt lernen
  • Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen in die Familie integrieren, auf deren Bedürfnisse individuell eingehen
  • bei der Schul- und Berufswahl helfen, die Kinder und Jugendlichen bei den Hausübungen betreuen
  • Freizeitaktivitäten planen und durchführen, mit den Kindern spielen
  • mit pädagogischen Mitarbeiter*innen der Dorfleitung zusammenarbeiten (z. B. individuelle Erziehungspläne entwickeln und absprechen)
  • auf die Gesundheit der Kinder achten (Besuche bei Ärzt*innen, Therapeut*innen usw.)
  • einen Haushalt führen (Kochen, Waschen, Putzen, Bügeln, Einkaufen etc.), mit Haushaltsgeld wirtschaften
  • Kinderdorfeinrichtungen (z. B. SOS-Kinderdorf, ProJuventute)

Hier finden Sie ein paar Begriffe, die Ihnen in diesem Beruf und in der Ausbildung immer wieder begegnen werden:

 Interkulturalität Pädagogik Supervision