"Seeing Voices" (deutscher Titel: "Stumme Stimmen") heißt das eindrucksvolle Buch des Mediziners Oliver Sacks, in dem die visuelle, räumliche Gebärdensprache der Gehörlosen als eine der Lautsprache ebenbürtige Ausdrucksform hervorgehoben wird. Wie in den Lautsprachen, gibt es auch in der Gebärdensprache nationale und regionale Gebärden, d. h. es gibt eine deutsche Gebärdensprache, eine englische Gebärdensprache, eine französische Gebärdensprache usw. Übrigens: es gibt auch eine eigene Österreichische Gebärdensprache mit unterschiedlichen Dialekten (z. B. für Wien, für Tirol, für Kärnten, für Salzburg).
Gebärdensprachdolmetscher*innen sind die Vermittler*innen zwischen der Lautsprache und der Gebärdensprache, d. h. sie übersetzten simultan von der Lautsprache in die Gebärdensprache. Menschen mit Hörschädigungen oder von Geburt an gehörslose Menschen stoßen in der Gesellschaft auf Barrieren in vielen Lebensbereichen. Gebärdensprachdolmetscher*innen sind dafür zuständig, eine Kommunikation zu ermöglichen. Als Kommunikationsmittel werden neben Mimik und Körperhaltung vor allem spezielle Handzeichen (Gebärden) verwendet.
Die wichtigsten Einsatzgebiete für Gebärdensprachdolmetscher*innen sind Dolmetschen im Rahmen des Alltags (z. B. bei Arztbesuchen), im Rahmen der öffentlichen Verwaltung (z. B. bei Behörden oder vor Gerichten), in Beratungseinrichtungen (z. B. Rechtsberatungsstellen), im Bildungsbereich (z. B. Sprechtage, Kurse abhalten für Gebärdensprache), bei politischen und kulturellen Veranstaltungen, im Medienbereich (z. B. Übersetzung von Nachrichtensendungen in Gebärdensprache), Konferenzdolmetschen (z. B. bei nationalen und internationalen Kongressen, Tagungen, Konferenzen) sowie im Freizeitbereich (z. B. Stadtführungen).
Neben dem Beruf des Gebärdensprachdolmetschers/der Gebärdensprachdolmetscherin gibt es eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten, Gebärdensprache beruflich einzusetzen, denn in vielen anderen Berufen ist die Gebärdensprache als Zusatzqualifikation bzw. als zusätzliches Werkzeug von Nutzen. So z. B. im Bereich der Sozialarbeit; siehe hierzu die Berufe Sozialarbeiter*in, Sozialpädagoge / Sozialpädagogin oder Behindertenpädagoge / Behindertenpädagogin. Aber auch für medizinische/pflegerische Berufe kann eine Zusatzausbildung in Gebärdensprache von Vorteil sein, z. B. in HNO-Kliniken oder Praxen, im Bereich der Kranken- und Altenpflege, in Rehazentren oder in logopädischen Praxen, siehe hierzu z. B. die Berufe Diplomierte*r Gesundheits- und Krankenpfleger*in, Logopäde / Logopädin, Fach- und Diplom-Sozialbetreuer*in für Altenarbeit.