Weinbau und Kellerwirtschaft (Lehrberuf) - Lehrzeit: 3 Jahre

Andere Bezeichnung(en):
Weinbau- und Kellereifacharbeiter*in, Facharbeiter*in Weinbau und Kellerwirtschaft

Berufsbeschreibung

Die Berufsausbildung in Weinbau und Kellerwirtschaft bildet die Basis für den Beruf Weinbauer/Weinbäuerin.

Weinbauern und -bäuerinnen wirken bei der Pflege und Vermehrung von Weinstöcken (Reben), bei der Ernte der Trauben (Lese) sowie bei deren Verarbeitung zu Traubensaft oder Wein mit. Sie bereiten den Boden für den Weinbau vor, setzen Jungpflanzen und ziehen die Weinstöcke. Sie schneiden und binden die Reben und bringen schließlich die Ernte ein. Die Ernte führen Weinbauern und -bäuerinnen vorwiegend händisch durch, in der Kellerwirtschaft begleiten sie die Prozesse der Traubenverarbeitung, wobei sie auch Maschinen und Anlagen (z. B. zur Flascheneinfüllung und Etikettierung) bedienen und überwachen.
Sie arbeiten als Selbstständige oder mithelfende Familienangehörige in Weinbaubetrieben, Winzergenossenschaften, Weinkellereien oder großen Weingutsbetrieben. Sie sind gemeinsam mit Berufskolleg*innen und landwirtschaftlichen Hilfskräften tätig und stehen in Kontakt mit Kund*innen und Lieferant*innen.

Weinbauern und -bäuerinnen bearbeiten und düngen den Boden von Weinbergen und Rebgärten, sie setzen Jungpflanzen, schneiden und binden die Weinstöcke und führen den Rebschnitt durch. Mit dem im Winter durchgeführten Rebschnitt (Zuschneiden von während des Sommers gewachsenen Ästen), regulieren sie den Wuchs der Weinreben und damit den Traubenertrag.

Im Frühjahr bereiten Weinbauern und -bäuerinnen vor dem Anpflanzen der Rebstöcke den Boden der Weinberge vor. Sowohl Boden als auch Rebstöcke benötigen bis zur Ernte der Trauben intensive Pflege. Die Weinbauern und -bäuerinnen begrünen den Boden zwischen den Weinstöcken, jäten Unkraut, streuen Dünger aus und untersuchen regelmäßig das Blattwerk der Stöcke auf Krankheiten und  Schädlinge (z. B. auf Befall durch die Reblaus oder Pilzerkrankungen) - gegebenenfalls behandeln sie die Reben mit Schädlingsbekämpfungsmittel.

In der Erntezeit lesen Weinbauern und -bäuerinnen die Trauben von Hand. Anschließend keltern sie diese im eigenen Betrieb bzw. liefern sie an eine Winzergenossenschaft. Die Trauben werden zuerst selektiert (aussortiert) und dann zur  Maische verarbeitet. Dabei werden die Trauben von Stiel getrennt und zur  Maische zerdrückt. Ein Teil des dabei entstehenden Mosts wird manchmal auch als Süßmost (Traubensaft) abgefüllt. Die  Maische wird in einem Gärverfahren in Fäsern oder Tanks gelagert. Durch Gärung fermentiert der Zucker im Most zu Alkohol. Die Dauer der Gärung und das konkrete Verfahren hängen vom gewünschten Ergebnis ab.

Nach der Fermentierung (Gärprozess) wird die  Maische mit Hilfe von Pressen in feste und flüssige Bestandteile getrennt, gefiltert und der so gewonnene Presswein in Fässer oder anderen Gärbehältern abgefüllt und über mehrere Wochen, Monate oder Jahre in Kellern ausgebaut. Weinbauern und -bäuerinnen begleiten den gesamten Prozess der Traubenverarbeitung und Weinerzeugng. Sie achten dabei auf die Sauberkeit des Kellers, bereiten die Vermostungsanlagen vor und überwachen die Umwandlungsprozesse vom Traubensaft zum Wein. Sie nehmen Proben und bewerten die Qualität der Weine und machen die fertigen Produkte verkaufsfertig - sie füllen den Wein in Flaschen ab, etikettieren diese und lagern sie bis zum Verkauf fachgerecht in Kellern.

Weinbauern und -bäuerinnen sind auch an der Vermarktung und dem Verkauf der Produkte beteiligt. Sie bieten Weinproben an und beraten Kund*innen.

Weinbauern und -bäuerinnen arbeiten in den Weingärten - insbesondere bei der Ernte - vorwiegend händisch, zunehmend aber auch mit Lesemaschinen. Sie hantieren mit Rebscheren und verwenden so genannte Puten (Körbe) zum Sammeln der Trauben. Außerdem lenken sie Traktoren mit Anhängern. In Kellereien bedienen sie Weinpressen, Filter- und Abfüllanlagen, hantieren mit Weinfässern und Tanks und bedienen Etikettiermaschinen. Wichtig ist auch der Umgang mit und die Kontrolle von Gärmessgeräten, Kohlendioxydüberwachungsgeräten usw.

Für die Planung und Dokumentation ihrer Arbeit, der Ernteergebnisse oder auch des Materialverbrauches setzen sie Computer, Notebooks und Tablets mit entsprechender Bürosoftware ein. Um Bestellungen abzuwickeln verwenden sie Telefone, Computer und Büromaterialien.

Weinbauern und -bäuerinnen arbeiten in den Weingärten häufig im Freien und bei verschiedensten Witterungsverhältnissen. Sie sind aber auch in Büros, Weinkellern und Degustierräumen (bei Weinverkostungen) tätig.

Weinbauern und -bäuerinnen arbeiten mit Berufskolleg*innen und landwirtschaftlichen Hilfskräften (insb. Erntehelfer*innen) zusammen und stehen in Kontakt mit Landwirt*innen, Weinbautechniker*innen, Weinhändler*innen sowie mit Mitarbeiter*innen von Behörden und Kammern (z. B. Landwirtschaftskammer). Häufig haben sie auch Kontakt zu Kund*innen und Lieferant*innen.

  • Reben schneiden (mit Handrebschere oder Schneidegerät), biegen und anbinden
  • Boden lockern, düngen, jäten und begrünen
  • Düngemengen berechnen, Dünger ausbringen, Wildkräuter bekämpfen
  • Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen durchführen (z. B. gegen Pilze, Reblausbefall)
  • Trauben lesen
  • Trauben keltern: die Trauben zu  Maische pressen und mahlen, die  Maische in Tanks und Fässer zum Gären umfüllen
  • den Gärungsprozess beobachten und kontrollieren
  • Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung der Weine durchführen
  • gekelterte Weine in Flaschen abfüllen, etikettieren, verpacken und lagern
  • die Werkzeuge, Maschinen und Geräte reinigen und pflegen
  • Weinverkostungen organisieren, Weine ausschenken und die Kund*innen beraten
  • Protokolle und Dokumente führen (z. B. Kellerbuch, Warenein- und -ausgangsbücher), Telefon- und Schriftverkehr mit Kund*innen durchführen (Bestellungen von Großabnehmern, Einzelhandel, Privatpersonen)
  • kleinere Weinbaubetriebe (in der Regel Familienbetriebe)
  • große Weinbaubetriebe (Weingutsbetriebe)
  • Winzergenossenschaften
  • Betriebe des Weinhandels
  • Landwirtschaftliche Schulen mit Schwerpunkt Weinbau (Lehrtätigkeit)

Der Beruf Weinbauer und -bäuerin ermöglicht mit entsprechender Berufserfahrung und Weiterbildung beispielsweise die Spezialisierung auf:

  • Rebsorten und Weinsorten (z. B. Zweigelt, Veltliner)
  • biologischer/ökologischer Weinbau, Biotrauben
  • Weinstockarbeit, Rebenschnitt
  • Erntearbeit, Traubenlese
  • Kellerwirtschaft: Traubenverarbeitung, Wein und Traubensaftherstellung
  • Flascheneinfüllung und Etikettierung
  • Weinlagerung, Lagerwirtschaft
  • Betriebsmanagement, Verwaltung
  • Maschinen- und Gerätepark: Bedienung, Wartung, Funktionskontrolle
  • Marketing, Direktmarketing, Vertrieb und Verkauf, Direktvertrieb
  • Heurigen/Buschenschankbetrieb

Spezialisierungs- und Aufstiegsmöglichkeiten (Auswahl):

Hier finden Sie ein paar Begriffe, die Ihnen in diesem Beruf und in der Ausbildung immer wieder begegnen werden:

 Abgang (Finale) Bukett (Blume) Fruchtsäure pikieren Spätlese Umpfropfen

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