Ocularist*innen üben den seltenen Beruf des Herstellens von sogenannten "Glausaugen" aus. Sie stellen die Augenprothesen aus Glas oder Kunststoff her und tragen damit zu großer Erleichterung im Leben ihrer Patientinnen und Patienten bei. Glasaugen werden von Menschen benötigt, die Aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheiten ein Auge verloren haben. Neben dem optischen Beeinträchtigung (Gesichtsharmonie) kann der Verlust eines Auges auch zu sozialer Unsicherheit führen. Außerdem ist es aus medizinischer Sicht wichtig, dass die Augenhöhle ausgefüllt ist.
Augenprothesen werden in Handarbeit, hauptsächlich aus Glas hergestellt. Ocularist*innen erhitzen spezielles Kryolithglas über einem Gasbrenner und stellen daraus mittels der Glasbläsertechnik milchfarbene Glasaugen-Rohlinge her. Die Rohlinge sind dem menschlichen Auge möglichst detailgetreu nachempfunden und enthalten bereits eine farbige Iris, Pupille und Sklera in einem bestimmten Farbton und eine Schicht aus transparentem Glas, das dem Auge die nötige lebendig Tiefe verleiht. Dieser Rohling dient als Grundlage für die Anpassung mit den Patient*innen.
Alle weiteren Schritte können nur in Anwesenheit und unter Mitwirkung der Patientinnen/Patienten erfolgen: Ocularist*innen untersuchen das gesunde Auge der Patient*innen genau, um Farbe und Musterung der Iris, Zeichnung der Äderchen auf der Sklera und weitere Details der Augeprothese möglichst genau dem gesunden Auge nachempfinden zu können. Dazu wird der Rohling immer wieder aufgeschmolzen, Farben, Pünktchen, Sprenkel, etc. hinzugefügt und die Größe angepasst. Zum Schluss bringen Ocularist*innen die Augenprothese in Schalenform und passen die Form an ein Implantat in der Augenhöhle der Patientinnen/Patienten an, sodass sie beim Sehen wie ein gesundes Auge mitbewegt werden kann. Abschließend schulen Ocularist*innen ihre Patientinnen/Patienten noch in das richtige Einführen und Herausnehmen sowie die Pflege der Glasaugenprothese ein.
Bei der Herstellung der Augenprothese aus Kunststoff wird die Farbe der Iris auf ein passendes Wachsmodel gezeichnet, auf dessen Grundlage das Kunststoff-Auge angefertigt wird. Dieses wird ebenfalls individuell an jede Patientin/jeden Patienten angepasst.
Ocularist*innen müssen über viel Erfahrung, handwerkliches Geschick, ein gutes Augenmaß und viel Empathie für die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Patientinnen/Patienten verfügen. Sie haben intensiven Kontakt mit ihren Patientinnen und Patienten und nehmen sich für die Beratungsgespräche und Anpassungen viel Zeit, um die bestmögliche individuelle Augenprothese fertigen zu können. Außerdem müssen Augenprothesen im Schnitt jährlich erneuert werden, weshalb Ocularist*innen oft über viele Jahre mit ihren Patientinnen und Patienten in Kontakt bleiben.